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Das Projekt Standseilbahn Schenna-Meran stand bei der Sitzung am 30. Mai einmal mehr im Mittelpunkt der Diskussion des Gemeinderats. Ing. Alexander Alber vom Amt für Infrastrukturen und nachhaltige Mobilität war eingeladen, den aktuellen Planungsstand nach dem umfangreichen Optimierungsprozess vorzustellen. Dies vor dem Hintergrund, dass in einer der nächsten Gemeinderatssitzung ein Grundsatzbeschluss zu diesem Großprojekt gemacht werden soll.
Bürgermeisterin Annelies Pichler blickte auf den gemeinsamen Prozess seit August 2022 zurück. Damals eröffnete sich der Autonomen Provinz Bozen nämlich die Möglichkeit, mithilfe der Finanzierung der sogenannten PNRR-Fördermittel (Europäischer Wiederaufbauplan) das schon lange angedachte und geplante Projekt einer straßenunabhängigen Verbindung zwischen Schenna und Meran konkret umzusetzen. Es musste schnell gehen: Nach einer kurzen Planungsphase wurde den Interessensgruppen und Gemeinderäten der Gemeinden Meran, Schenna und Dorf Tirol im Meraner Kurhaus ein Machbarkeitsprojekt vorgestellt, das nach Genehmigung durch die Landesregierung in Rom als Finanzierungsansuchen eingereicht wurde. Die Voraussetzungen waren die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien und der Nachweis von hoher Nutzungsfrequenz.
Im Dezember kam dann die Finanzierungszusage aus Rom: 37,5 Millionen des an die 100 Millionen teuren Projekts werden finanziert. Für die Restfinanzierung ist das Land Südtirol dabei, weitere Finanzierungsquellen zu erschließen.
Intensive Planung: Information und Konzeption seit Jahresbeginn
Ab 2023 haben alle Beteiligte dann intensiv an der Verbesserung des Machbarkeitsprojekts gearbeitet. In Schenna blickte die Bürgermeisterin auf folgende wichtige Meilensteine zurück:
Argumente für eine Standseilbahn
Ing. Alexander Alber berichtete, dass all diese Inputs mit 10 Landesämtern und externen Technikern bearbeitet wurden. Zunächst legte er aber großen Wert darauf, die straßenunabhängige Standseilbahnverbindung in ein Gesamtkonzept zu stellen. Der enorm hohe Personenverkehr in der Stadt Meran (Meran verzeichnet z.B. an einem Werktag im Herbst knapp 203.000 Personen-Bewegungen) macht eine Reihe von Maßnahmen notwendig. Deshalb vom Auto in den Bus zu wechseln, ist für viele Schennerinnen und Schenner keine befriedigende Lösung. In Schenna ist man nicht mehr imstande, trotz der erhöhten Frequenz der Busse, den öffentlichen Personennahverkehr professionell für alle zu garantieren. Das Problem der überfüllten Busse und als Folge das Nicht-Einhalten von Fahrplänen kennen viele nur allzu gut. Die Standseilbahn dürfe aber nicht als bloße Verbindung von Schenna nach Meran oder umgekehrt gesehen werden. Sie ist vielmehr ein integrierter Teil des gesamten Landesmobilitätsplans, der die Mobilität mit Bahn, Bus und Fahrrad in den Mittelpunkt stellt und aufeinander abstimmt. Konkret heißt das, dass auch die Standseilbahn dazu beitragen muss, den Individualverkehr zu reduzieren und die Personenkilometer im öffentlichen Personennahverkehr zu erhöhen. Damit soll auch zur Erfüllung der Nachhaltigkeits- und Klimaziele, die im Klimaplan Südtirol 2040 festgehalten sind, beigetragen werden.
Aktuelle Situation: Prüfung mehrerer Varianten
Nach der Phase der Optimierung stehen nun 12 verschiedene Trassenführungen zur Diskussion, die allesamt als technisch machbar definiert wurden. Alber informierte, dass die ganz genaue Trassenführung wegen der Zugseilverbindung von der Position der Tal- und Bergstation abhinge. In Meran stehen die Galileistraße (Nähe Sessellift Dorf Tirol) und der „Parkplatz Karl Wolf“ als machbare Standorte fest. Besonders interessierten sich die Mitglieder des Schenner Gemeinderats natürlich für den Standort der Bergstation. Neben der ursprünglichen Position beim Vereinshaus sind nach Vorschlag der Gemeinde Schenna auch die „Moar-Wiese“ und die „Prairer-Wiese“ untersucht und als mögliche Standorte als geeignet und technisch möglich vorgestellt worden. Für letztere beide Varianten ist der größte Trassenteil ab Ofenbauer unterirdisch zu bewältigen. Die entsprechende Auswirkung auf die Gesamtkosten des Projekts konnte Alber zu diesem Zeitpunkt nicht genau beziffern, zumal die geologischen Untersuchungen noch ausstehen. Einmal mehr betonten die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte die Wichtigkeit der Verkehrsberuhigung im Dorfzentrum und die funktionale und unkomplizierte Weiterverteilung der Passagiere der Standseilbahn im Gemeindegebiet. Das Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel müsse für ALLE attraktiv und preisgünstig sein. Allerdings müsse auch jede/r einzelne sein Mobilitätsverhalten hinterfragen. Obermais und der Bahnhof Untermais, so aus den Wortmeldungen, müsse in angepasster Frequenz (weiterhin) mit Bussen erreichbar sein.
Alber erklärte im Zuge der vielen Fragen des Gemeinderats, dass die Fahrtzeit ca. 9,5 Minuten betragen werde, dass Fahrräder mitgeführt werden können und dass die Zwischenstationen im Bereich Ofenbauer und bei der Handwerkerzone Tirol vorgesehen seien. Letzterer komme eine besondere Bedeutung zu, weil dort auch Passagiere aus dem Passeiertal oder Dorf Tirol in die Standseilbahn umsteigen können, um schnell und direkt das Zentrum von Meran oder Schenna zu erreichen. Der Fahrpreis unterliegt dem festgelegten Kilometer-Tarif des Landes, ist also integriert in das System „Südtirol Pass“. Bzgl. der möglichen Lärmkulisse erklärte Alber, dass die Standseilbahn im Betrieb leise sei – leiser als z.B. eine Schwebeseilbahn. Während der Bauzeit, die nach einer Planungszeit von zwei Jahren ca. weitere zwei Jahre betragen wird, müsse man aber mit bestimmen Einschränkungen und Störungen rechnen.
Die Standseilbahn, so Alber weiter, kann im 10-Minuten-Takt zirkulieren und entsprechend dem Bedarf jederzeit angepasst werden. Ca. 1.000 Personen in der Stunde könnten in den beiden Wagonen Platz nehmen, zu Spitzenzeiten rechnet die Landesverwaltung mit ca. 6.000 Personen am Tag. Diese Berechnungen berücksichtigen beide Fahrtrichtungen und die abschnittsweise Nutzung der Bahn, so auch den wichtigen Umstiegspunkt in der Tiroler Handwerkerzone. Weitere Beiträge und Fragen betrafen unter anderem die Sorge vor zunehmenden Tagestourismus, die Bauphase, die Sicherheit, die Grundstücknutzung unter den oberirdisch verlaufenden 6 Meter hohen Stützen, sowie eine faire Grundstücksablöse und die Möglichkeit des Grundstückstauschs.
Grundsatzbeschlüsse der Gemeinden innerhalb Sommer
Die Bürgermeisterin bedankte sich abschließend bei Ing. Alexander Alber: „Die Zusammenarbeit mit den zuständigen Landesämtern und der STA ist immer sehr unkompliziert und konstruktiv. Verbesserungsvorschläge aus der Gemeindestube, Interessensgruppen und Bürgerschaft wurden ernst genommen, diskutiert und untersucht.“
Im gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern erarbeiteten Dorfkonzept SCHENNA.WEITER.DENKEN sind folgende Grundsätze festgehalten: „Wir erarbeiten ein Mobilitätskonzept mit innovativen Maßnahmen und Strategien, die sinnvoll aufeinander abgestimmt werden. Das Ziel ist es, die Möglichkeiten der alternativen Mobilität zu erhöhen und den Verkehr zu verringern / Wir fördern Maßnahmen zur Reduzierung des Individualverkehrs und zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel im Nahverkehr“. Das Vorantreiben der Seilbahnverbindung wurde dabei als Ziel formuliert. Die Maßnahmen, die dabei zur Standseilbahn formuliert wurden, hat der Gemeinderat im Zuge dieses Projekts klar eingefordert (nachzulesen auf der Gemeindehomepage „Dorfkonzept SCHENNA.WEITER.DENKEN ist online“).
Nach dem umfassenden Optimierungsprozess und der laufenden Information stehen im Sommer nun die Grundsatzbeschlüsse in den Gemeinderäten an – in der Gemeinde Schenna, Meran und Dorf Tirol.
20.06.2023